Erster Planungsentwurf für den Ausbau der Ortsdurchfahrt Grünthal
veröffentlicht am 30.05.23Der Gemeinderat Wenzenbach befasste sich in der Mai-Sitzung erstmals in größerem Umfang mit dem Thema „Vollausbau der Ortsdurchfahrt Grünthal“.
Den Anstoße für die Planungen gab die Bürgerbeteiligung im Rahmen der einfachen Dorferneuerung Grünthal. Hier wurde deutlich, dass die verkehrliche Situation entlang der Ortsdurchfahrt (Brandlbergstraße und Irlbacher Straße) im Zentrum der Unzufriedenheit der Grünthalerinnen und Grünthaler steht. Demnach ist der Wunsch nach Verkehrsberuhigung, Befreiung der Straße vom ruhenden Verkehr und Verbesserung der Verhältnisse für Fußgänger und Radfahrer das zentrale Anliegen.
Die Gemeindeverwaltung nahm sich der Wünsche und Anforderungen der Bevölkerung an und versuchte zusammen mit dem für die Umsetzung der einfachen Dorferneuerung beauftragten Landschaftsarchitekten die bestmögliche Lösung für alle Beteiligten zu finden. Jedoch musste man schnell feststellen, dass sowohl der Tätigkeitsbereich des Landschaftsarchitekten als auch der Handlungs- und Gestaltungsspielraum der einfachen Dorferneuerung in Punkto Straßenraum an Grenzen stoßen.
Man hat sich daher dazu entschlossen, die Planungen zur Umgestaltung der Ortsdurchfahrt an ein geeignetes Ingenieurbüro zu geben und auch aus dem Förderbereich der einfachen Dorferneuerung herauszunehmen und sich stattdessen auf die auf den ersten Blick besser ausgestaltete Förderung aus dem Bayerischen Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (BayGVFG) zu konzentrieren.
Im April 2023 fand ein Bürgerworkshop mit interessierten Grünthalerinnen und Grünthalern statt, der Klarheit über die genauen Anforderungen und Ansprüche an die erneuerte Ortsdurchfahrt bringen sollte. Allerdings zeichnete sich hier bereits eine gewisse Heterogenität ab.
Herr Frauenstein, der Ingenieur des beauftragten Planungsbüros EBB Ingenieurgesellschaft mbH kanalisierte das Stimmungsbild und erarbeitete auf Basis der Ergebnisse des Bürgerworkshops und in Abstimmung sowohl mit der Gemeindeverwaltung als auch mit dem Fördergeber, der Regierung der Oberpfalz, drei mögliche Planungsvarianten.
Diese stelle er dem 23. Mai 2023 dem Gemeinderat Wenzenbach vor. Die Präsentationunterlagen finden Sie hier.
Variante null stellt dabei die Ist-Situation dar. Demnach ist bei einer Fahrbahnbreite von 6,00 Metern (3,00 Meter pro Fahrstreifen) ausreichend Platz für einen beidseitigen Gehweg mit Breiten von 1,30 bzw. 1,50 Metern. Die Herstellung der Ist-Situation ist allerdings nicht förderfähig, da die zentrale Fördervoraussetzung, die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse, nicht erfüllt wird.
In Variante eins wird die Schaffung eines barrierefreien Gehwegs (Mindestbreite 1,80 Meter) geprüft. Bei Einhaltung der gesetzlichen Mindestfahrbahnbreite von 5,50 Metern wäre hier auf der anderen Fahrbahnseite noch ein Gehweg mit Breiten von 1,00 bis 2,00 Metern möglich. Die Barrierefreiheit kann dann nur auf einer Seite des Straßenraums gewährleistet werden.
Radfahrer finden vor allem in Variante zwei besondere Berücksichtigung. Hier wird in beiden Fahrtrichtungen auf der Fahrbahn ein jeweils 1,25 Meter breiter Radstreifen markiert. Gleichzeitig wird ein einseitiger Radweg vorgesehen. Aufgrund der geringen vorhandenen Breite des Straßenraums ist dann auf der gegenüberliegenden Seite nur noch Platz für einen sogenannten „Notstreifen“.
Variante drei versucht, durch die Schaffung eines kombinierten Geh- und Radwegs, die Belange aller Verkehrsteilnehmer zu berücksichtigen. Wie bei Variante zwei bleibt dann auf der gegenüberliegenden Straßenseite aufgrund der begrenzten Platzkapazitäten im Bestand an manchen Stellen nur noch Platz für einen „Notstreifen“, an anderen Stellen aber auch für einen nicht-barrierefreien Gehweg.
Das Thema der Verkehrsberuhigung griff Herr Frauenstein durch die Vorstellung verschiedener Geschwindigkeitsdämpfender Maßnahmen auf.
Eine Möglichkeit wären hier Versätze an den beiden Ortseingängen, sodass die in den Ort einfahrenden Verkehrsteilnehmer Ihre Geschwindigkeit an die leicht geänderte Fahrspur anpassen müssen.
Der angeprüfte kleine Kreisverkehr am Ortseingang aus Irlbach kommend wäre theoretisch realisierbar, macht aber nur Sinn, sollte die Entwicklung eines Baugebiets im Norden von Grünthal erfolgen. Da der Gemeinderat hierzu aber noch nichts auf den Weg gebracht hat, rückte diese Variante schnell in den Hintergrund.
Für den unübersichtlichen Kreuzungsbereich Am Steinert / Am Wolfhang / Brandlbergstraße käme eine Lösung in Form eines überfahrbaren Minikreisverkehrs in Frage. Zudem erklärte Herr Frauenstein, man wolle die dort vorhandene Busbucht auflösen und die Bushaltestelle barrierefrei gestalten. Die Auflagen des Landratsamtes würden bei einer barrierefreien Gestaltung einer Bushaltestelle zudem eine Überquerungshilfe für Fußgänger verlangen. Daher sei die Überquerungshilfe eine gute Alternative zum Minikreisverkehr.
Im Kurvenbereich der Kapelle hat bereits Landschaftsarchitekt Thammer die Auflösung des Straßenraums und die Schaffung eines Shared-Space vorgesehen. Hier würde aber weder das Amt für ländliche Entwicklung eine Förderung aus Mitteln der einfachen Dorferneuerung noch die Regierung der Oberpfalz eine Förderung nach BayGVFG bewilligen. Zudem bestehen berechtigte Zweifel daran, ob die Auflösung des Straßenraums die Übersichtlichkeit und Verkehrssicherheit fördere.
Alternativ hierzu sprach sich Herr Frauenstein für die Errichtung einer Lichtsignalanlage im gesamten Kurvenbereich aus.
Je nach Variante belaufe sich die Investitionskosten der Gesamtmaßnahme einer ersten Kostenschätzung zufolge auf 4,2 bis 4,8 Mio. Euro.
Abschließend zeigte Herr Frauenstein die Stärken und Schwächen der einzelnen Varianten auf uns stellte diese gegenüber. Laut der Einschätzung des Verkehrsplaner, stellen die Varianten Null (Wiederherstellung der Ist-Situation) und Drei (einseitig kombinierter geh- und Radweg) die besten Planungsalternativen dar.
In der anschließenden Diskussion im Gemeinderat stellte sich schnell heraus, dass man zwar an einer Lösung für die Situation der Radfahrer schaffen wolle, auf der Fahrbahn markierte Radfahrstreifen aber nicht die richtige Option sind, um die Verkehrssicherheit für Radfahrer zu erhöhen. Vielmehr befürchtete der Gemeinderat, dass man die Gefahrensituationen durch waghalsige Überholmanöver nur verschärfe.
Erster Bürgermeister Koch betonte nochmal, dass die Gemeinde Wenzenbach lange für den Radweglückenschluss zwischen Grünthal und Regensburg gekämpft habe und man, nachdem dies nun gelungen ist, auch eine Lösung für Radfahrer entlang der Ortsdurchfahrt finden müsse. Allerdings bezweifle auch er, ob die Variante mit den Radfahrstreifen hier der richtige Ansatz ist.
Aus seiner Sicht würde Variante drei in Form eines kombinierten Geh- und Radwegs die beste Lösung darstellen. Er sehe hierin aber auch das Problem der Anwohnerinnen und Anwohner auf Seiten des „Notstreifens“, die bei Ihren Grundstückszufahrten eine Verschlechterung der Sichtverhältnisse vorfinden würden.
Zu Variante drei wurde von einigen Gemeinderäten angemerkt, man müsse prüfen, ob ein kombinierter Geh- und Radweg für beide Fahrtrichtungen genutzt werden könne. Man könne sich vorstellen, dass es vor allem bei Lastenrädern im Begegnungsverkehr zu Problemen kommen kann.
Von einem Minikreisverkehr im Kreuzungsbereich Am Steinert / Am Wolfhang / Brandlbergstraße nahm der Gemeinderat schnell Abstand, befürchtete man doch, dass einige Verkehrsteilnehmer die vorgegebene Straßenführung nicht vollständig ausfahren und durch Abkürzungen über die gepflasterte Verkehrsinsel gefährliche Abbiegesituationen entstehen.
Auf breite Zustimmung stoß hingegen der Vorschlag der Überquerungshilfe an dieser Stelle.
Bezüglich des Shared Space brachten die Gemeinderäte ihre Befürchtungen zur Herabsetzung der Verkehrssicherheit zum Ausdruck. Da in diesem Bereich vielen Kinder, auch im Grundschulalter, unterwegs seien, müsse man hier vor allem dafür sorgen, dass die Kinder ihren Platz im Straßenraum finden und erkennen können. Dies sei durch eine strikte Trennung zwischen Fahrbahn und Fußweg besser gewährleistet als bei einer gemeinsamen Nutzung der Fläche.
Die Umsetzung einer Lichtsignalanlage – so der Wunsch des Gemeinderates – soll nochmals intensiver geprüft werden.
Letztendlich konnte sich der Gemeinderat nicht auf eine endgültige Variante festlegen, was nicht zuletzt daran liegt, dass keine der möglichen Optionen ohne Schwächen ist. Auch die Ausgestaltung der Fördermöglichkeiten ist weniger auf eine Verkehrsberuhigung ausgelegt. Vielmehr steht hier immer noch die problemlose Nutzung des Straßenraums durch den motorisierten Individualverkehr im Vordergrund.
Der Gemeinderat und das Planungsbüro EBB kamen darin überein, die Variante des kombinierten Geh- und Radwegs mit einem Versatz am Ortseingang aus Regensburg kommend, einer Querungshilfe Am Steinert / Am Wolfhang / Brandlbergstraße sowie eine Lichtsignalanlage im Kapellenbereich zu prüfen und mit den zuständigen Stellen beim Landratsamt Regensburg und der Regierung der Oberpfalz abzuklären und im Spätsommer nochmals im Gemeinderat darüber zu diskutieren.
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